Nachfolgend erläutern wir den momentanen Stand der Wissenschaft in Bezug auf Geburt und Entwicklung unseres Universums. Einige Vermutungen sind noch nicht hundertprozentig gesichert und müssen zukünftig vielleicht berichtigt werden - es gibt sogar einige ungewöhnliche Modelle, die eine völlig andere Herangehensweise an die Auslegung der Geschichte unseres Universums haben. Doch die überzeugendste und allgemein akzeptierte Hypothese ist die hier beschriebene Urknall-Theorie. Mit dieser Information im Hinterkopf fangen wir also an bei 13,8 Milliarden Jahren vor unserer Zeit.
Versuchen wir gar nicht erst zu beantworten, was den Urknall ausgelöst hat, möglicherweise kann diese Frage niemals mit absoluter Sicherheit beantwortet werden. Nehmen wir einfach den Urknall als Ausgangspunkt unserer Geschichte.
Innerhalb der allerersten Sekunde seiner Existenz durchlief das Universum bereits verschiedene Epochen. In der anfänglichen Planck-Ära war das gesamte Universum in einem Gebiet komprimiert, das kleiner war als Ihre Fingerspitze. An diesem Punkt waren die Temperaturen so hoch, dass alle vier fundamentalen Kräfte bzw. Grundkräfte (also Gravitation, Elektromagnetismus, schwache sowie starke Wechselwirkung) in einer einzigen fundamentalen Kraft, der Urkraft, vereint waren. Die Planck-Ära endete etwa 10-43 Sekunden nach dem Urknall. Wir wollen nicht allzu sehr ins Detail gehen, aber nach ein paar weiteren Epochen (Epochen der Großen vereinheitlichten Theorie (kurz GUT-Ära), der schwachen Kernkraft und der Quarks-Ära war das Universum 10-6 Sekunden jung (eine millionstel Sekunde) und die Urkraft spaltete sich in die Formen der fundamentalen Kräfte auf, wie wir sie heute kennen.
Vergessen wir nicht eine weitere wichtige Epoche während dieses allerersten Zeitabschnitts: die Inflationsepoche. Dies war eine Ära der gewaltigen Expansion des jungen Universums, in welcher sich dessen Volumen geschätzt um den Faktor 1078 vervielfachte. Diese Ära endete 10-32 Sekunden nach dem Urknall, das Universum besaß nunmehr etwa die Größe einer typischen Galaxie. Das heißt aber nicht, dass die Ausdehnung des Universums nun ganz aufhörte, es verringerte sich lediglich dessen Expansionsrate erheblich. Tatsächlich dehnt sich das Universum bis zum heutigen Tag weiter aus.
Die schlagartige Expansion hatte die Temperatur 10-6 Sekunden nach dem Urknall ausreichend verringert, dass Quarks entstehen konnten und stabil waren. Das Universum bestand bis 10-5 Sekunden aus einer "Quark-Suppe", das heißt aus einer Ansammlung der Grundbausteine der Materie (Quarks, Leptonen, Antileptonen, Gluonen und extrem hochenergetische Strahlung). Aber nach 10-5 Sekunden hatte sich das Universum noch mehr ausgedehnt und dadurch weit genug abgekühlt, so dass aus der Quark-Suppe stabile Protonen und Neutronen entstanden.
Etwa eine Sekunde nach dem Urknall gingen die Temperaturen auf zirka das Tausendfache der Werte im Kern unserer Sonne zurück. Man würde jetzt erwarten, dass die Protonen zu schwereren Elementen verschmelzen, da wir alle Zutaten für eine Kernfusion haben: Protonen und Neutronen bei hohen Temperaturen und hoher Dichte (wie in unserer Sonne, die in ihrem Kern bei Temperaturen von mehr als 15 Mio. K Wasserstoff zu Helium verschmilzt). Aber wir müssen aufgrund des ungeheuren Anteils hochenergetischer Strahlung im frühen Universum noch ein paar Minuten auf dieses Ereignis warten. Sobald die erste Stufe der Kernfusion in Richtung schwererer Elemente einsetzt (Fusion eines Protons und eines Neutrons zu Deuterium), wird das Deuterium sofort von der hochenergetischen Strahlung gespalten und zurück bleiben wieder nur Protonen und Neutronen.
Erst einige Minuten nach dem Urknall haben Temperatur und Dichte weit genug abgenommen, um der Ära der Kernsynthese den Weg zu bereiten. Jetzt kann ein gewisser Anteil der Wasserstoffkerne (Protonen) zu Helium verschmelzen, ohne sofort wieder zerstört zu werden. Schließlich - ungefähr 15 bis 20 Minuten nach dem Urknall - als die Temperaturen weit genug gesunken waren, um eine weitere Kernfusion zu verhindern, blieb ein Universum, das sich, bezogen auf den Massenanteil, grob geschätzt zu drei Vierteln aus Wasserstoff und zu einem Viertel aus Helium zusammensetzte (zählt man die atomaren Anteile, besteht es dann aus zirka 92% Wasserstoffatomen und 8% Heliumatomen). Es gab auch Spuren anderer Elemente (hauptsächlich Lithium und einige radioaktive Isotope), doch bis die ersten Sterne Millionen Jahre später entstanden, bestand das Universum zu 99,999999% aus Wasserstoff und Helium.
Aber warum kühlt sich das Universum während seiner frühen Expansion ab? Diese Abkühlung unterscheidet sich von der Abkühlung eines Gases, das sich in einem Behälter auf der Erde ausdehnt; sie ist eine Folge der Expansion der Raumzeit selbst. Mit der Ausdehnung des Universums nahm gleichzeitig auch seine Energiedichte ab, und eine geringere Energiedichte bedeutet gleichzeitig auch eine geringere Temperatur.
Während die ersten 15 Minuten der Existenz des Universums richtig ereignisreich waren, passierte im Laufe der folgenden Hunderttausenden von Jahren nicht viel - abgesehen von weiterer Abkühlung und Expansion. 380 000 Jahre nach dem Urknall ist das Universum nach wie vor eine "Teilchensuppe" aus Atomkernen und frei beweglichen Elektronen. Dieses Universum ist immer noch undurchsichtig, da jede Strahlung an den freien Protonen und Elektronen in alle Richtungen gestreut wird.
Um diese Zeit wurde das Universum kalt genug (etwa 3000 Kelvin), so dass Elektronen und Atomkerne sich zu neutralen Atomkernen zusammenschließen konnten- ein Prozess, der als Rekombination bezeichnet wird. Von diesem Zeitpunkt an wurde das Universum für eine große Bandbreite an Wellenlängen durchsichtig. Da sich die Strahlung nun ungehindert im Raum ausbreiten kann und nicht mehr gestreut wird, sind wir in der Lage, die zur damaligen Zeit (380 000 Jahre nach dem Urknall) freigesetzte Strahlung sogar noch heute zu messen! Durch die Ausdehnung des Weltalls wurden die Wellenlängen der Strahlung zu größeren Wellenlängen hin verschoben (Rotverschiebung). Heute ist diese Strahlung bis in den Mikrowellenbereich hinein verschoben. Diese Mikrowellenstrahlung können wir aus jeder Himmelsrichtung beobachten, und wir nennen sie kosmische Mikrowellenhintergrundstrahlung (CMB), manchmal auch nur kurz kosmische Hintergrundstrahlung. Sie ist also ein Überbleibsel des Urknalls selbst!
Es gibt auch einen Nachteil: diese CMB bildet eine "Mauer" für jede Beobachtung, die wir heute durchführen wollen. Man kann sich das an unserer Sonne vor Augen führen: Wir werden niemals dazu in der Lage sein, uns von außen ein Bild vom Zentrum der Sonnen zu machen, da ihre inneren Schichten lichtundurchlässig sind. Warum ist die Sonne undurchsichtig? Die hohen Temperaturen in ihrem Inneren bewirken eine Trennung der Elektronen und Atomkernen (Ionisierung), wodurch wir wieder bei einer lichtundurchlässigen Suppe aus Protonen und Elektronen landen. Jegliches Licht wird unzählige Male in alle Richtungen gestreut, bevor es die Oberfläche der Sonne nach einer mehr als 100 000 Jahre dauernden Reise erreicht. Das Gleiche gilt für die kosmische Mikrowellenhintergrundstrahlung: Wir können die CMB selbst sehen, aber wir werden niemals dahinter blicken können. Daher werden wir nie weiter zurück in die Vergangenheit sehen können als bis zu diesem Zeitpunkt von 380 000 Jahren nach dem Urknall. Es gibt leider auch keine Hoffnung, dass wir eines Tages mit besseren Teleskopen Bilder vom Urknall selbst zu sehen bekommen. Immerhin sind wir in der Lage, auf 99,997% der Zeit zurückzublicken, die das Universum existiert. Und das ist eine großartige Leistung!
Da die Rekombination sich nicht schlagartig ereignete, besitzt die "CMB-Mauer" in Wirklichkeit eine "Wandstärke" von ungefähr 100 000 Lichtjahren. Die kosmische Hintergrundstrahlung zeigt uns durch winzige Fluktuationen in Temperatur und Dichte ein Bild über den Zustand des Universums 380 000 Jahre nach dem Urknall. Diese Schwankungen verstärkten sich später und führten zur Entstehung der ersten Sterne und Galaxien. Die Strahlung besitzt ihr Maximum bei einer Wellenlänge, die einer mittleren Temperatur von weniger als drei Grad über dem absoluten Nullpunkt (2,725 K) entspricht, wobei die Schwankungen lediglich wenige hundert Mikrokelvin (µK), d.h. weniger als 0,001 K betragen.
2,725 K ist die Temperatur, die dem Maximum der Strahlung entspricht; tatsächlich besteht die Strahlung aus vielen verschiedenen Wellenlängen. Die CMB verhält sich wie ein Schwarzer Körper und jeder Schwarze Körper bzw. Schwarzer Strahler emittiert Strahlung in einem weiten Bereich von Wellenlängen.
Nebenbei bemerkt, lassen Sie sich nicht von den oben erwähnten 3000 K (der Temperatur des Universums ca. 380 000 Jahre nach seiner Entstehung) und den 2,725 K (der Temperatur der CMB, die wir heute messen) irritieren. Der Unterschied ergibt sich aus der Expansion des Universums, die die Wellenlänge der Strahlung bis zur heutigen, niedrigen Temperatur gedehnt hat. Dieser Prozess wird sich in den nächsten Milliarden Jahren fortsetzen, da sich das Universum weiter ausdehnt. Die Wellenlängen der kosmischen Hintergrundstrahlung werden weiter und weiter wachsen (anders ausgedrückt: die gemessenen Temperaturen werden stetig fallen).
Das Dunkle Zeitalter ist eine Ära, in der das Universum für viele Wellenlängen bereits transparent war, aber noch keine Sterne entstanden waren. Es gab also noch kein Sternenlicht, das wir heute beobachten könnten. Die genaue Dauer des Dunklen Zeitalters ist noch nicht exakt bekannt. Wir haben 320 Mio. Jahre angesetzt, da das James-Webb-Weltraumteleskop im Jahr 2022 die Galaxie JADES-GS-z13-0 entdeckt, die eine Rotverschiebung von 13,2 aufweist. Diese Galaxie hat also bereits 320 Millionen Jahre nach dem Urknall existiert.Das Bild unten gibt noch eine Jahreszahl von 400 Millionen Jahren an, aber seien wir mal nicht so streng.
Obwohl das Universum um das Jahr 380 000 bereits für Licht mit größerer Wellenlänge, z.B. Infrarotstrahlung und Radiowellen, durchlässig geworden war, galt dies noch nicht für sichtbares Licht. Das Universum bestand aus (elektrisch) neutralen Atomen, die für sichtbares Licht undurchlässig sind. Die Dunkelwolke Barnard 68, die hauptsächlich aus neutralem Gas besteht, ist ein gutes Beispiel hierfür.
Aber mit der Geburt der ersten Sterne im Universum änderte sich das: sie emittierten eine starke UV-Strahlung, die dann Elektronen aus den neutralen Atomen herausgestoßen haben (Ionisation oder Ionisierung). Dieser Prozess wird Reionisierung genannt und er führte zu einem Universum, das endlich auch für sichtbares Licht durchlässig ist. Der Reionisierungsprozess wird wunderbar im folgenden Video veranschaulicht:
Diese jungen Sterne beendeten schließlich die Epoche des "Dunklen Zeitalters", was mehr oder weniger zu dem Universum führte, wie wir es gegenwärtig kennen. Wenn Sie sich wundern, warum heute das meiste Gas (v.a. Wasserstoff) wieder neutral ist und warum wir trotzdem weit entfernte Galaxien sehen, dann haben Sie gut aufgepasst. Der Grund ist, dass mit der weiteren Expansion des Universums nicht mehr genug ionisierende Strahlung in der Nähe vorhanden war, so dass sich die Elektronen wieder mit dem Atomkern zu neutralem Wasserstoff kombinierten. Nach vielen Milliarden Jahren der Expansion ist heute fast das ganze Universum "leer" bzw. ist die Dichte des Gases sehr gering (besonders außerhalb der Galaxien). Aus diesem Grund können wir wieder weite Strecken durch das Universum hindurch blicken. Unser Artikel über das Interstellare Medium gibt ihnen hier einen guten Überblick.
Die ältesten Sterne der Milchstraße entstanden zu etwa dieser Zeit. Der Stern HE 1523-0901 wurde im Halo der Milchstraße entdeckt und zeigt, dass die Milchstraße bereits in einem frühen Stadium des Universums Materie ansammelte.
Beinahe 5 Mrd. Jahre nach der Bildung des galaktischen Halos entwickelte die Milchstraße ihre aus verschiedenen Spiralarmen bestehende Scheibenform. Wir wissen das, da die ältesten, beobachtbaren Sterne in der Scheibe der Milchstraße ein Alter von 8,8 Mrd. Jahren besitzen und folglich etwa 5 Mrd. Jahre nach dem Urknall entstanden.
Unsere Sonne und das gesamte Sonnensystem wurden aus einer kollabierenden Gas- und Staubwolke gebildet.
Die ersten paar hundert Millionen Jahre auf der Erde waren grob. Gewaltige Asteroiden und Kometen krachten auf die Erde, sogar ein Planet von der Größe des Mars könnte mit der Erde zusammengestoßen sein, wodurch es zur Entstehung unseres Mondes kam (Kollisionstheorie). Die Erdoberfläche war vollständig geschmolzen, keine Lebensform, die wir kennen, könnte sich unter diesen Bedingungen entwickeln. Dann, nach ungefähr 500 bis 600 Mio. Jahren, beruhigten sich die Dinge und die Erde konnte gemäßigte Temperaturen und Wasser bieten. Überraschung: wenig später entwickelte sich das erste Leben auf der Erde. Ein ziemlich schneller Sieg der Natur! Man stelle sich nur die 10 Milliarden Planeten in der bewohnbaren Zone allein in unserer Milchstraße vor... wer würde sich nicht fragen, wieviel Leben da draußen im Universum existieren könnte. Wer weiß, vielleicht wird bereits eines der Teleskope der nächsten Generation dazu in der Lage sein, Moleküle in der Atmosphäre eines anderen Planeten aufzuspüren, die nur durch einen biologischen Prozess hervorgebracht werden konnten (sog. Biomarker, wie beispielsweise O2 in hoher Konzentration).
Vielzelliges Leben hat sich nun auf der Erde entwickelt. Warum das in der Erdgeschichte so lange dauerte (immerhin gab es ca. drei Milliarden Jahre lang nur einzelliges Leben), ob wir großes Glück hatten oder ob wir auf der Erde "spät dran" waren, das ist bis heute nicht sicher geklärt. Wie oft sich die Mehrzelligkeit auf der Erde unabhängig voneinander entwickelt hat, ist immer noch Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen und Debatten. Zwar hat sich die Vielzelligkeit mehrfach entwickelt, doch ist es schwierig, die genaue Anzahl der unabhängigen Ereignisse zu bestimmen. Es gibt Hinweise darauf, dass die Vielzelligkeit unabhängig voneinander in verschiedenen Abstammungslinien aufgetreten ist. So stellen beispielsweise Tiere, Pflanzen, Pilze und einige Protisten (z. B. Algen) unterschiedliche Zweige des Lebensbaums dar, die unabhängig voneinander Vielzelligkeit entwickelt haben. Innerhalb dieser Gruppen gibt es zahlreiche Abstammungslinien, die unabhängig voneinander den Übergang von einzelligen zu mehrzelligen Formen vollzogen haben.
Vor ungefähr 542 Mio Jahren entwickelten sich alle wesentlichen Tierstämme in einer relativ kurzen Zeitspanne von weniger als 20 Mio Jahren.
Vor zirka 65 Mio. Jahren verursachte ein gigantischer Meteoriteneinschlag die Auslöschung der Dinosaurier und machte so den Weg frei für die Entwicklung von Primaten zu einer höhererentwickelten Form, als dies unter der Herrschaft der überlegenen Dinosaurier möglich gewesen war. Aus einer rattenähnlichen Spezies entwickelte sich dann eine Reihe anderer Arten, u.a. auch der...
Endlich, da sind wir! Hoffen wir, dass der Homo sapiens intelligent genug ist, sich nicht selbst zu vernichten und dass er fähig ist, unseren Planeten und dessen Flora und Fauna, die die Erde mit uns teilt, zu bewahren. Es steckt viel zu viel Mühe und Arbeit in allem, vom Urknall bis heute, um eine Zerstörung des Ganzen zu riskieren.